Der Dax kommt ins Rutschen

Die Aktienmärkte haben am Freitag einen heftigen Dämpfer erlitten. Der Dax rutschte am Nachmittag fast 3 Prozent ins Minus, andere Indizes entwickelten sich ähnlich schwach. Auch die US-Börsen eröffneten schwach. „Eine Trendwende im Dax wird nach unten immer wahrscheinlicher“, hatte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets bereits am Morgen vorausgesagt.
Wochenlang haben die Börsen das Hin und Her um die US-Zölle weitgehend ignoriert. Der Dax pendelte um 24.000 Punkte und konnte sich auch von einer kurzen Schwächephase Anfang Juni schnell erholen.
Mit den deutlichen Verlusten am Donnerstag und Freitag wurden allerdings einige Widerstandsmarken durchbrochen, vor allem unter 23.900 Punkten dürften automatische Verkäufe über sogenannte Stop-loss-Orders eingesetzt haben. So rutschte der Index nachmittags kurzfristig unter 23.400 Punkte. Den Xetra-Handel beendete er bei knapp 23.500 Punkten mit mehr als 2 Prozent Tagesverlust und fast 4 Prozent tiefer als zum Wochenstart.
Den Anstoß für die Verkaufswelle am Freitag lieferte Donald Trump am Donnerstagabend, als er kurz vor Ablauf der von ihm gesetzten Verhandlungsfrist neue hohe Zölle verhängte. So sollen Lieferanten aus der Schweiz künftig 39 Prozent auf ihre Einfuhren in die USA zahlen. Trump verband das aber erneut mit einem siebentägigen Aufschub. Sowohl die hohen Zölle als auch die bleibende Unsicherheit belasteten die Kurse.
An den Märkten wächst nun offenbar die Sorge vor den realen Folgen der Zollpolitik. So zeigte schon die Einigung zwischen den USA und der EU am vergangenen Wochenende, dass Hoffnungen auf einen Rückzieher Trumps vergebens waren.
Gleichzeitig hinterlassen die bereits geltenden Zölle und andere Maßnahmen Trumps messbare Spuren: Die Inflation legt wieder zu, wie der Indikator PCE am Donnerstag zeigte. Gleichzeitig zeigt der bisher sehr robuste Arbeitsmarkt erste Schwächen: Laut der jüngsten Statistik vom Freitag ist die Arbeitslosenquote im Juli leicht auf 4,2 Prozent gestiegen.
Zwischen beiden Größen balanciert die Notenbank und hat den Leitzins am Mittwoch bei 4,5 Prozent belassen - sieht Gefahren also eher in der erhöhten Inflation als am Arbeitsmarkt. Zwei Mitglieder des zwölfköpfigen Gremiums sprachen sich allerdings für eine Zinssenkung aus, um die Konjunktur zu beleben - ganz im Sinne Donald Trumps, der Fed-Chef Jerome Powell im Nachgang erneut beschimpfte.
Auch die aktuellen Halbjahresbilanzen zeigen Schwächen, mit denen Anleger offenbar nicht gerechnet hatten. In Deutschland haben viele Unternehmen ihre Prognosen für das Gesamtjahr noch einmal gesenkt, vor allem in der Automobil- und Chemieindustrie.
Gleichzeitig stoßen die wichtigsten Dax-Treiber der vergangenen Monate an ihre Grenzen: Der Softwarekonzern SAP bekommt unter anderem die Schwäche des Dollarkurses zu spüren, und dem Rüstungskonzern Rheinmetall traut man nach einer Vervielfachung des Kurses keinen weiteren Anstieg mehr zu.
In den USA liefern die Konzerne bisher bessere Zahlen, vor allem Microsoft und Meta überraschten in dieser Woche positiv. Doch auch sie konnten dem restlichen Markt keinen weiteren Schub mehr geben.
rnd