Milliardenverlust bei VW: Die Krise ist symptomatisch fürs ganze Land

Anfang des Jahres atmeten viele bei Volkswagen durch. Der große Kampf um Jobs, Werke und Kosten war ausgefochten, der Weg in eine bessere Zukunft eingeschlagen. Doch zehn Monate später steht ein Milliardenverlust für das dritte Quartal in den Büchern, als wäre seitdem nichts geschehen. Das ist eine Sinnestäuschung – aber nur zum Teil.
Es ist seitdem viel geschehen in Wolfsburg, hinter der spektakulären roten Zahl ist Besserung zu sehen. Aber es ist auch viel passiert im Rest der Welt, und das macht einen Teil der Anstrengung wieder zunichte. Dabei ist es ein Stück Selbstbetrug, wenn die VW-Spitze so tut, als sei allein höhere Gewalt am Werk: Die US-Zölle kommen nicht aus heiterem Himmel, und die Porsche-Krise bestraft vor allem überzogenes Selbstbewusstsein.
Die Porsche-Krise wird vergehen, der Zoll aber bleiben. Und auch wenn der aktuelle Verlust zum Teil auf Einmaleffekten beruht und am Jahresende insgesamt trotzdem ein Gewinn stehen wird: Die mühsam gewonnene finanzielle Handlungsfreiheit ist schon wieder drastisch geschrumpft. Dabei wird sie dringender gebraucht denn je.
Der Konzern wird bei seinen Sparpaketen also noch einmal nachbessern. Er wird neue Synergien suchen und Beschlossenes schneller umsetzen müssen. Und wenn sich Oliver Blume im neuen Jahr endlich auf den Job an der Konzernspitze konzentriert, wird es nicht an Liegengebliebenem fehlen, das er abzuarbeiten hat.
Das klingt alles irgendwie bekannt? Es ist durchaus symptomatisch. Zufällig berichtete das Statistische Bundesamt ebenfalls am Donnerstag von einer stagnierenden Wirtschaft im dritten Quartal. Das ganze Land spürt gerade, dass es hart ist, Fehler zu korrigieren. Dass es lange dauert, Versäumtes nachzuholen. Dass Absicherung viel Geld kostet. Und dass ein angekündigter Aufbruch noch kein Problem löst – geschweige denn, neue verhindert.
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