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US-Notenbank | Machtkampf um den Dollar

US-Notenbank | Machtkampf um den Dollar
Der republikanische Chef der US-amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, liegt im Clinch mit US-Präsident Donald Trump.

Auf den Finanzmärkten herrscht Nervosität. Weltweit. Ein Grund ist der Streit, den US-Präsident Donald Trump mit der Zentralbank Fed führt. So sagte kürzlich der Vorsitzende des wirtschaftlichen Sachverständigenrates des Präsidenten, das Weiße Haus suche nach Wegen, Fed-Boss Jerome Powell zu ersetzen. Auch Trump selbst attackierte Powell wiederholt. Er hätte wie die Europäische Zentralbank (EZB) längst die Zinsen senken sollen. Die Fed sei im Vergleich zu spät dran, Powel sei »Mr. Too Late«, »Mister zu spät«.

Trumps Attacken wurden auf den Märkten mit Ärger wahrgenommen. Schließlich gilt der Finanzwelt die (politische) Unabhängigkeit der Federal Reserve in Washington gewissermaßen als heiliger Gral. Diese Unabhängigkeit verwehrt Regierungen die Macht über den Zinssatz, eine zentrale Steuergröße jeder Volkswirtschaft und im ureigensten Interesse des Finanzkapitals.

In der Folge von Trumps unberechenbarer Wirtschaftspolitik bewegten sich nicht nur Aktienkurse nach unten, auch der Dollar wurde gegenüber wichtigen Währungen wie dem Euro abgewertet. Eine gewisse Beruhigung trat erst ein, als Trump im Fall Powell zurückruderte. Angesicht der Hü-und-hott-Politik Trumps bleiben jedoch wichtige Akteure weiterhin nervös. Daran dürfte auch die diesen Dienstag endende zweitägige Sitzung der Fed nichts ändern.

Die aktuell niedrige Inflationsrate bei gleichzeitig leicht schwächelnder Wirtschaft spricht für eine weitere Zinssenkung. Eine solche könnte allerdings auch als Einknicken vor Trump interpretiert werden. Experten rechnen daher damit, dass die Fed den Leitzins wie bisher in der hohen Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent belässt. Zum Vergleich: Der wichtigste Leitzins der EZB beträgt lediglich 2,4 Prozent.

Von billigerem Geld könnten private Hauskäufer, aber auch Immobiliengesellschaften, Banken und Aktienkurse profitieren. Trump setzt zudem auf zusätzliche Investitionen, schließlich hat er den US-Bürgern ein »goldenes Zeitalter« versprochen. Bislang ächzen die US-Bürger unter hohen Preisen, und das Verbrauchervertrauen ist in den ersten 100 Tagen von Trumps zweiter Amtszeit deutlich gesunken. Außerdem ist im ersten Quartal die US-Wirtschaft zumindest statistisch unerwartet geschrumpft.

Trumps Politik zielt darauf ab, die Handelsbilanz der Vereinigten Staaten durch eine aggressive Zollpolitik nachhaltig zu verbessern. Die USA haben im vergangenen Jahr für umgerechnet rund 1100 Milliarden Euro mehr Waren ein- als ausgeführt. Finanziert wird das Handelsdefizit traditionell durch einen starken Dollar – nach wie vor die informelle Weltwährung, die Banken, Investoren und Milliardäre als sicheren Hafen für ihr Kapital ansteuern.

Die entsprechend hohe Verschuldung der USA, einschließlich des hohen Haushaltsdefizits der Bundesregierung in Washington, wird zu etwa 25 Prozent von ausländischen Investoren finanziert. Noch. Durch das Bestreben, das Handelsdefizit schnell zu reduzieren, wird das schwieriger, erwartete der weltweit größte Vermögensverwalter Blackrock am Tag vor der Fed-Entscheidung. In der Folge müsste Trump für sein Staatsdefizit und private amerikanische Schuldner einen höheren Preis für Kredite und Anleihen zahlen. Das könnte den USA teuer zu stehen kommen – und die Inflation in die Höhe treiben.

»Die Rolle des Dollars als Reservewährung wird infrage gestellt, weil wir uns in den USA riesige Haushaltsdefizite leisten und darauf setzen, dass ausländische Investoren sie finanzieren«, mahnt Blackrock. Das werde »nicht ewig so weitergehen«, wenn die USA ihre Haushaltsprobleme nicht lösten. Die EU könnte von der geschürten Unsicherheit profitieren. Ohnehin ließen sich Lieferketten nicht schnell umstellen. Zölle erhöhten die Kosten und schränkten den Zugang zu Rohstoffen ein. Im Extremfall müssten Unternehmen ihre Produktion stoppen.

Doch gibt es auch gegenläufige Trends. Der fallende Ölpreis, der steigende Wechselkurs des Euro und die schwache Weltwirtschaft bremsen die Teuerung. Letztlich bleibt die Prognose von Inflationsraten über längere Zeiträume eine unsichere Angelegenheit, zeigen empirische Studien von Heidelberger Wirtschaftsforschern. Spätestens ab Herbst wird die US-Regierung so oder so einen folgsamen Nachfolger für den Fed-Boss suchen. Dessen Auftrag: Trumps Vorstellung vom billigen Geld in die Tat umzusetzen.

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