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Warum hat Donald Trump solche Angst vor den BRICS-Staaten?

Warum hat Donald Trump solche Angst vor den BRICS-Staaten?

US-Präsident Donald Trump geht noch härter gegen die BRICS-Staaten vor, zu denen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören. Er warnt, dass deren Bestreben, die Dominanz des US-Dollars zu untergraben, die wirtschaftliche Vormachtstellung Amerikas bedroht.

Gerade als die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten zu ihrem jährlichen Gipfel in Rio de Janeiro zusammenkamen, bekräftigte Trump am Sonntag, jedes Land, das die "antiamerikanische Politik" der Gruppe unterstützt, mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von zehn Prozent zu belegen und damit den Druck zusätzlich zu den bereits bestehenden und angedrohten Handelszöllen zu erhöhen.

Die 90-tägige Pause der Trump-Regierung in Bezug auf höhere Zölle läuft am Mittwoch aus, und US-Medienberichten zufolge wurden Dutzende von Ländern schriftlich über ihre neuen US-Einfuhrzölle informiert.

Die Presse-Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, hält einen Brief von Donald Trump an den südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung in die Höhe
Trumps Sprecherin Karoline Leavitt informiert am 7. Juli über die neuen US-Zölle gegen Südkorea und JapanBild: Evelyn Hockstein/REUTERS

Während seine jüngste Drohung an die BRICS-Staaten eine Abkehr von seiner Drohung vom Januar darstellt, 100 Prozent Zölle auf Länder zu erheben, die "mit dem Dollar spielen", betont Trump nach wie vor, dass er den Status des Dollars als Weltreservewährung sichern will.

In den letzten zehn Jahren ist der BRICS-Block von vier auf elf Mitglieder angewachsen, wobei Saudi-Arabien als Mitglied aufgeführt ist, das aber noch nicht offiziell bestätigt hat. Das Bündnis hat darüberhinaus neun Partnerländer, während Dutzende von anderen Schlange stehen, um beizutreten.

Der Staatenverbund, der als Chinas Alternative zu den Industrienationen der G7 (Gruppe der Sieben) angepriesen wird, repräsentiert inzwischen ein Viertel der Weltwirtschaft und fast die Hälfte der Weltbevölkerung

"Trump hat Grund zur Sorge", sagte Alicia Garcia-Herrero, Senior Fellow bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel, gegenüber der DW. "Die BRICS sind ganz klar antiwestlich. Teil ihres Mantras ist es, die globale Ordnung zu verändern."

Abkehr vom Dollar, aber keine wirkliche Alternative

Die BRICS-Staaten setzen sich für die Interessen des Globalen Südens ein und verstärken ihre Bemühungen, die Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern, etwa durch Handel in lokalen Währungen.

Unter dem Druck westlicher Sanktionen und Zölle sind Russland und China Vorreiter bei der Entdollarisierung und wickeln Energiegeschäfte in Rubel und Yuan ab, während Indien seit 2023 russisches Öl in Yuan, Rubel und dem Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate bezahlt.

Größere Ambitionen - wie eine goldgedeckte gemeinsame Währung, der so genannte "Unit" (dt. Einheit, d. Red.) - sind aufgrund interner Differenzen ins Stocken geraten. Indien, das sich vor der Dominanz des chinesischen Yuan fürchtet, lehnte den Plan ab. Auch Brasilien, Gastgeber des Gipfels 2025, gibt dem Handel mit lokalen Währungen den Vorzug vor einer Einheitswährung.

"Indien versucht zusammen mit Brasilien, die antiwestlichen Botschaften der BRICS auszugleichen. China dominiert das Bündnis und Russland spielt eine wichtige Rolle", so Garcia-Herrero, der auch Chefökonom für den Asien-Pazifik-Raum bei der französischen Investmentbank Natixis ist.

Von den rund 33 Billionen US-Dollar des globalen Handelsvoumens 2024 machte der Handel zwischen den BRICS-Staaten laut der BRICS-Website gerade einmal drei Prozent aus, also rund eine Billion US-Dollar.

"Der Großteil des Welthandels wird immer noch in Dollar und anderen traditionellen Währungen abgewickelt", erklärt der Ökonom Herbert Poenisch gegenüber der DW. "Es wird viel brauchen, um diese Vormachtstellung zu beenden".

Die US-Währung ist nach wie vor die Königswährung und wird immer noch für 90 Prozent der weltweiten Transaktionen verwendet, während 59 Prozent der gloablen Devisenreserven in US-Dollar angelegt sind.

Die BRICS-Staats- und Regierungschefs von Indonesien, Südafrika, Brasilien, Indien und China reichen sich beim so genannten Familienfoto in Rio de Janeiro 2025 die Hände
Gruppe voller Widerspüche: Das so genannte Familienfoto der BRICS-Führer von Indonesien, Südafrika, Brasilien, Indien und China Bild: Mika Otsuki/AP/picture alliance

Ökonomen zufolge liegt eine Entdollarisierung in weiter Ferne, weil China den Yuan durch Kapitalverkehrskontrollen stark reguliert, der russiche Rubel zu sehr schwankt und eine Reihe von BRICS-Mitgliedern nicht bereit ist, den Dollar aufzugeben.

BRICS wächst schnell, macht aber kaum Fortschritte

Mit dem jüngsten Beitritt von Ägypten, Äthiopien, dem Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indonesien und fast einem Dutzend weiterer neuer Partnerländer wie Algerien und Malaysia im Schlepptau sind die BRICS eindeutig auf einem schnellen Wachstumspfad.

Viele Länder fühlen sich aus pragmatischen Gründen zu den BRICS hingezogen, da sie eine multipolare Weltordnung anstreben, die weniger vom Westen dominiert wird. Sie glauben, dass die BRICS ihre eigene Stimme auf der Weltbühne verstärken werden.

Diejenigen, die sich vor westlichen Sanktionen fürchten, wie der Iran und Russland, zählen darauf, dass die BRICS Rettungsanker sind, um ihre Volkswirtschaften durch neue Finanzsysteme wie BRICS Pay oder Bridge zu schützen. Andere, darunter Äthiopien und Ägypten, suchen nach einer Entwicklungsfinanzierung, die frei von den politischen Bedingungen ist, die oft mit westlicher Hilfe verbunden sind. Trumps jüngste Drohung könnte sie jedoch zum Nachdenken anregen.

"Plötzlich hat die Zugehörigkeit zu den BRICS einen Preis", unterstreicht Garcia-Herrero gegenüber der DW. "Das wird wahrscheinlich einige entmutigen, vor allem die ärmeren Länder".

Doch trotz der wachsenden Mitgliederzahl und hochtrabenden Versprechen haben die BRICS Schwierigkeiten, ihre Ambitionen in die Tat umzusetzen. Dem Bündnis fehlt es an institutionellem Zusammenhalt, und tiefe geopolitische Gräben - vor allem zwischen Indien und China - untergraben die Einheit.

Abgesehen von der gemeinsamen Währung sind auch die Bemühungen um den Aufbau alternativer Finanzsysteme langsam und fragmentiert. Selbst die Neue Entwicklungsbank (NDB), die als Konkurrentin der Weltbank angepriesen wurde, hat nicht das geliefert, was man sich von ihr versprochen hat. Die NDB hat bisher Kredite in Höhe von lediglich 33 Milliarden US-Dollar vergeben, während die Weltbank über eine Billion Dollar verfügt.

Expansion allein ist nicht gleichbedeutend mit Einfluss, und ohne eine klare strategische Vision, eine stärkere Koordinierung und greifbare Alternativen laufen die BRICS Gefahr, eher zu einem symbolischen Club als zu einer transformativen Kraft zu werden.

"Trump sollte sich keine Sorgen machen", ist der Wirtschaftswissenschaftler Herbert Poenisch gegenüber der DW überzeugt. "BRICS befindet sich noch in der Anfangsphase, und die Überbrückung der vielen Unterschiede in den Prioritäten wird eine große Aufgabe sein."

Ideologische Differenzen sind schwer vereinbar

Trotz ihrer vielen Differenzen bezogen die BRICS-Staats- und Regierungschefs eine klare Position zu Trumps Zöllen und kritisierten einseitige Sanktionen und protektionistische Zölle, ohne ihn in ihrem am Sonntag veröffentlichten Eröffnungskommuniqué direkt zu nennen. Das Bündnis warnte, dass solche Maßnahmen "den Welthandel verzerren" und gegen die WTO-Regeln verstoßen.

Neben ihrer Rolle als Wirtschaftsforum betonten die Staats- und Regierungschefs die Zusammenarbeit in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Klimawandel und globale Gesundheit, während sie in ihrem Kommuniqué auch globale Konflikte anprangerten.

Die BRICS-Staats- und Regierungschefs bezeichneten die Angriffe auf den Iran im vergangenen Monat als "Verletzung des Völkerrechts", ohne dabei die USA oder Israel zu erwähnen. Sie bekräftigten außerdem ihre Unterstützung für eine palästinensische Staatlichkeit und verurteilten den Einsatz von Hunger als Waffe im Gazastreifen.

In der Erklärung wurde Russland nicht direkt kritisiert, was die vorsichtige Herangehensweise gegenüber dem BRICS-Mitglied Russland widerspiegelt. Die Angriffe der Ukraine auf russische Infrastrukturen wurden jedoch verurteilt und es wurde zu einer "nachhaltigen Friedenslösung" aufgerufen.

Die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Staaten bekräftigten zudem ihr Engagement für Multilateralismus, das Völkerrecht und Reformen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, einschließlich ständiger Sitze für Brasilien, Indien und ein afrikanisches Land.

Der Artikel erschien zuerst auf Englisch.

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