Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran, Neuberger Berman: Türkei und Ägypten sind die unmittelbaren Nutznießer

Neuberger Bermans Analyse der neuesten Entwicklungen im Nahen Osten.
Der angekündigte Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran signalisiert, sofern er eingehalten wird, zumindest eine vorübergehende Entspannung der Spannungen, die zur Beruhigung der Energie- und Finanzmärkte beigetragen hat.
Unter den regionalen Märkten sind die Türkei und Ägypten die unmittelbaren Nutznießer, da der Rückgang der Ölpreise, der den stärksten Tagesrückgang seit 2022 verzeichnete, ihren externen Bilanzen Luft zum Atmen verschafft.
Für Ägypten wird die nächste wichtige Entwicklung die Wiederaufnahme der Produktion und des Exports aus dem Leviathan-Feld in Israel sein, wodurch das Land teurere LNG- Importe vermeiden kann. Eine Normalisierung der Sicherheitslage im Golf-Kooperationsrat (GCC) , Ägyptens wichtigster Kapital- und Investitionsquelle, wäre ebenfalls positiv.
In der Türkei sind wir aufgrund interner Entwicklungen vorsichtiger, insbesondere aufgrund des bevorstehenden CHP-Parteitags am 30. Juni, dessen mögliche Absage die internen Spannungen und die politische Unsicherheit verschärfen könnte.
Auch in anderen Teilen der Region dürften die ölimportierenden Länder Jordanien und Libanon profitieren. Und auch wenn der Irak als Ölexporteur mit geringeren Einnahmen zu kämpfen hat, ist die verbesserte Sicherheitslage im Hinblick auf die Wahlen im nächsten Jahr ein großer Pluspunkt.
Unter den GCC -Märkten dürfte Saudi-Arabien das Land sein, das man im Auge behalten sollte. Zwar hat sich die geopolitische Lage des Landes verbessert, doch ein weiterer Rückgang der Ölpreise würde das Haushaltsdefizit erhöhen und den Emissionsbedarf erhöhen.
Wir weisen darauf hin, dass weiterhin ein erhebliches Risiko einer Trendwende besteht. Ähnliche Waffenstillstandsversuche in der Ukraine und im Gazastreifen waren bisher erfolglos, und es ist fraglich, ob Teheran weiterhin dem Atomwaffensperrvertrag beitreten wird.
La Repubblica