Europa könnte sein Gold aus den USA abziehen. Deutschland und Italien stehen unter Druck
In Deutschland und Italien, die zu den Ländern mit den größten Goldreserven in den USA zählen, wächst der Druck zivilgesellschaftlicher Gruppen und Politiker, ihre Goldreserven aus der Federal Reserve Bank of New York zurückzugeben. Grund dafür seien nicht nur die zunehmende geopolitische Instabilität, sondern auch die wiederholten Angriffe von Präsident Donald Trump auf die US-Notenbank, berichtete die Financial Times (FT).
Europäisches Gold ist in den USA nicht sicher„Wir sind zutiefst besorgt, dass Donald Trump die Unabhängigkeit der Federal Reserve untergraben könnte. Wir empfehlen dringend, das (deutsche und italienische – FT) Gold an sein Heimatland zurückzugeben, um die volle Kontrolle der europäischen Zentralbanken sicherzustellen“, sagte Michael Jäger, Präsident der Taxpayers Association of Europe (TAE), der Financial Times.
Eine Organisation, der über 1.000 Unternehmen aus 29 europäischen Ländern angehören, hat offizielle Appelle an die Finanzministerien und Zentralbanken Deutschlands und Italiens gerichtet und vorgeschlagen, die Zweckmäßigkeit der Lagerung größerer Goldmengen im Ausland zu überdenken.
Der Goldabzug aus den USA wird auch von Abgeordneten und Politikern beider Länder unterstützt. Eine ähnliche Position vertrat der Europaabgeordnete Fabio De Masi, ehemals von der Linken und heute Vertreter des populistischen Sahra-Wagenknecht-Bündnisses. Er sagte der Financial Times, es gebe „in diesen turbulenten Zeiten“ triftige Argumente dafür, mehr Goldreserven nach Europa zu transferieren.
Auch Peter Gauweiler, ehemaliger CSU-Abgeordneter in Bayern, unterstützte den Appell. Er betonte, die Bundesbank dürfe bei der Lagerung inländischer Reserven keine Zugeständnisse machen. „Wir müssen uns fragen, ob die Lagerung von Gold im Ausland in den letzten zehn Jahren sicherer geworden ist. Die Antwort liegt auf der Hand: Die Welt ist instabiler geworden“, sagte er.
Wie viel Gold halten Italien und Deutschland in den USA?Peter Boehringer, Edelmetallexperte und Bundestagsabgeordneter der Alternative für Deutschland, betonte, Gold müsse unter Bedingungen gelagert werden, die externe Risiken ausschließen. „Gold ist für Zentralbanken die letzte Instanz. In Krisenzeiten ist nicht nur die rechtliche Frage, sondern auch der physische Besitz wichtig“, sagte er.
Laut dem World Gold Council liegen Deutschland und Italien mit 3.352 bzw. 2.452 Tonnen Gold weltweit auf Platz zwei und drei der Goldreserven. Beide Länder lagern mehr als ein Drittel ihres Goldes in den Tresoren der Federal Reserve in New York. Die Financial Times schätzt den Marktwert des in den USA gelagerten Goldes auf über 245 Milliarden Dollar.
In einer Stellungnahme gegenüber der Financial Times erklärte die Bundesbank, sie überprüfe ihre Goldstrategie regelmäßig auf Grundlage der 2013 verabschiedeten Richtlinien. Diese Regeln berücksichtigen nicht nur Sicherheitsaspekte, sondern auch die Liquidität, damit Gold bei Bedarf schnell verkauft oder getauscht werden kann. Gleichzeitig betonte die Bundesbank, die New Yorker Federal Reserve bleibe ein „zuverlässiger Partner“ für die Goldlagerung.
Die italienische Zentralbank, das Büro von Premierministerin Georgia Meloni und das deutsche Finanzministerium lehnten es ab, gegenüber der britischen Zeitung einen Kommentar abzugeben.
RP