Reform im Stromsektor bringt mehr Rationalität

Die von der Regierung an den Nationalkongress gesandte vorläufige Maßnahme (MP) zur Reorganisation des Stromsektors hat wichtige – und faire – Debatten über die Ausrichtung des brasilianischen Energiemodells neu entfacht. Obwohl die Reaktionen teilweise heftig waren, darf nicht vergessen werden, dass der Vorschlag keine Überraschung war. Viele der darin angesprochenen Punkte wurden bereits seit 2018 diskutiert. Mit anderen Worten: Es handelt sich nicht um einen Bruch, sondern um die Weiterentwicklung einer Agenda, die der Sektor seit langem fordert.
Zu den wichtigsten Punkten gehört das Ende von Subventionen – wie beispielsweise dem „Rabatt auf die Leitung“ –, das besondere Aufmerksamkeit verdient. Branchenvertreter hinterfragen seit Jahren Quersubventionen, die Wettbewerbsverzerrungen verursachen und Fehlinvestitionen fördern. Der Abbau dieser Anreize war stets eine berechtigte Forderung. Diese Maßnahme nun als Rückschlag zu betrachten, ist zumindest inkohärent. Das MP will den Kurs korrigieren und den Sektor fairer, transparenter und nachhaltiger gestalten.
Der Stromsektor hat als Reaktion auf den Stromausfall bereits Strukturreformen durchlaufen, beispielsweise nach britischem Vorbild Anfang der 2000er Jahre. Damals herrschten geringe Investitionskapazitäten und Unsicherheiten, wie beispielsweise das Risiko des „Jahrtausend-Bugs“. Zwei Säulen bildeten sich heraus: Wettbewerb in der Energieerzeugung und im Energieverkauf. Die Stromerzeugung wurde geöffnet, der Verkauf auf Großverbraucher beschränkt. Der freie Markt wuchs, blieb aber durch regulatorische Hürden begrenzt.
Die neue Übergangsregelung sieht vor, was die Branche schon immer gefordert hat: die Öffnung des freien Marktes. Ab 2026 können alle gewerblichen und industriellen Verbraucher ihre Lieferanten frei wählen. Ab 2027 gilt dies auch für Privatkunden. Diese Demokratisierung stärkt den Wettbewerb, erhöht die Effizienz und erweitert die Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher.
Bemerkenswert – und hier gibt es durchaus Raum für technische Kritik – ist die Definition des Abgeordneten für den Begriff der Eigenproduktion. Indem sie vom Verbraucher verlangt, direkter Eigentümer der Anlage zu sein, macht sie etablierte Finanzierungsmodelle wie die Projektfinanzierung undurchführbar. Dies schadet Großverbrauchern, die auf langfristige Verträge angewiesen sind.
Die vorläufige Maßnahme korrigiert zudem Tarifverzerrungen. Verbraucher im freien Markt profitieren heute von reduzierten Netztarifen, die von anderen getragen werden. Die neue Regelung beseitigt diese Asymmetrie und stärkt die Nachhaltigkeit des Sektors.
Trotz einer sauberen und ergiebigen Matrix ist das System teuer und ineffizient. Die Rationalität des MP ist begrüßenswert. Mit Anpassungen haben wir die Chance, einen neuen Zyklus für den Stromsektor einzuleiten.
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