Zölle erschüttern die Düngemittelindustrie

EVOLUTION KLEIN
Die Einführung neuer Zölle durch die USA in dieser Woche sorgt für erhebliche Unruhe in der globalen Düngemittelindustrie. Die von US-Präsident Donald Trump unterzeichnete Executive Order erhöhte die Importzölle auf zahlreiche Produkte, insbesondere Phosphatdünger. Dieser Schritt soll zwar das US-Außenhandelsdefizit ausgleichen und strategische Abhängigkeiten reduzieren, könnte aber kurzfristig auch zu Preiserhöhungen und Auswirkungen auf die globalen Lieferketten führen.
Neugestaltung der DüngemittelversorgungsketteLaut Daten von S&P Global stammen 84 % der US-Phosphatdüngerimporte aus Marokko, Saudi-Arabien, Ägypten, Jordanien, Israel und mehreren anderen Ländern. Zölle zwischen 10 % und 25 % auf diese Länder bedeuten erhebliche Kostensteigerungen für US-Käufer. Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 lieferte Saudi-Arabien 519.000 Tonnen Ammoniumphosphat in die USA, was 54,7 % der Gesamtimporte entspricht.
Die neuen Zölle werden auf Marokko, Saudi-Arabien und Ägypten mit 10 Prozent, auf Jordanien, Israel und Tunesien mit 15 Prozent und auf den Libanon und Australien mit 10 Prozent Zöllen erhoben. Die Preise auf dem US-Markt hatten bereits vor Inkrafttreten der Zölle zu steigen begonnen. So erreichten beispielsweise die Preise für DAP-Düngemittel in New Orleans in der Woche vom 31. Juli laut Platts-Daten 805 US- Dollar pro Tonne FOB.
Der Sektor ist in UnsicherheitEinige Marktteilnehmer betonen, dass sich die Auswirkungen der Zölle noch nicht vollständig in den Preisen niedergeschlagen hätten, Verträge mit großen Importeuren, insbesondere Indien, jedoch direkt von diesem Prozess betroffen seien.
Mittlerweile wurden auch Länder, die die USA mit Ammoniak beliefern, wie Trinidad und Tobago, in die 15-prozentige Steuer einbezogen. Zwar wurden Anstrengungen unternommen, die Auswirkungen durch die Befreiung einiger Produkte dieser Länder zu begrenzen, doch die Risikowahrnehmung innerhalb der Branche hat zugenommen. Sonderabkommen mit Ländern wie Kanada, Mexiko und China werden weiterhin differenziert behandelt. Experten prognostizieren, dass diese Entwicklungen kurzfristig zu Lieferengpässen und Preissteigerungen auf dem US-amerikanischen Inlandsmarkt führen könnten.
Gleichzeitig wird die Möglichkeit von Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Produkte durch Länder wie Brasilien als zusätzliches Risiko für den Sektor angesehen.
Der globale Düngemittelmarkt erlebt einen Strukturwandel, neue Wege eröffnen sich!Laut einer Studie von Drewry Maritime Research befindet sich der globale Düngemittelhandel in einem Strukturwandel. Die kürzlich veröffentlichte Branchenstudie enthält folgende Ergebnisse:
■ Das weltweite Handelsvolumen überstieg im Jahr 2024 190 Millionen Tonnen.
■ Indien hat seine Abhängigkeit von Harnstoff, den es in der Vergangenheit in großem Umfang aus China importiert hatte, fast vollständig beendet.
■ China begann, dem Binnenmarkt Priorität einzuräumen, indem es Exportbeschränkungen verhängte.
■ Insbesondere Russland und die MENA-Länder (Naher Osten und Nordafrika) haben begonnen, in den durch den Rückzug Chinas frei gewordenen Markt einzusteigen.
■ Der Fokus Russlands und der MENA-Region auf weit entfernte Märkte wie Lateinamerika und Australien hat die durchschnittlichen Transportentfernungen deutlich erhöht.
■ Indien erweiterte außerdem seine Transportwege, indem es sich statt China den Schwarzmeer- und Golfstaaten zuwandte.
■ Bis 2030 wird das Wachstum der Branche anhalten: Der Düngemittelhandel wird voraussichtlich jährlich um 2–3 Prozent wachsen.
■ Während Düngemittel im Allgemeinen in Handysize- und Supramax-Schiffen transportiert werden, beschleunigen zunehmende Losgrößen und Infrastrukturverbesserungen in Häfen den Übergang zu größeren Schiffen wie Panamax.
■ Einige Länder modernisieren ihre Häfen, um größere Schiffe aufnehmen zu können, was zu einer Veränderung der Schifffahrtsrouten und der bevorzugten Schiffstypen führt.
Der Anteil der Importe am Düngemittelbedarf der TürkeiDie hohen Importzölle der USA auf große Produzenten wie China und Russland könnten diese Länder dazu veranlassen, sich Märkten außerhalb der USA zuzuwenden. Dies könnte den Preiswettbewerb verschärfen, da das Überangebot in Entwicklungsländer wie die Türkei verlagert wird. Möglichkeit billiger Düngemittelimporte: Einige Produzenten, die vom US-Markt ausgeschlossen sind, könnten sich offeneren Märkten wie der Türkei, Brasilien und Indien zuwenden. Dies könnte der Türkei Zugang zu importiertem Düngemittel zu niedrigeren Preisen verschaffen.
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