Die USA schließen es vorerst aus, neue Zölle gegen Kolumbien zu erheben.

Angesichts der jüngsten diplomatischen Eskalation zwischen den USA und Kolumbien erklärte Kevin Hassett, Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats (NEC) und einer der engsten Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump, dass „vorerst“ keine unmittelbare Ankündigung zur Einführung von Zöllen gegen Kolumbien geplant sei. Diese Aussage gewinnt vor dem Hintergrund wachsender bilateraler Spannungen an Bedeutung, die von scharfen Anschuldigungen aus dem Weißen Haus und direkten Handelsdrohungen geprägt sind, die in Bogotá die Alarmglocken schrillen lassen.
In den letzten Tagen verschärfte Trump seine Haltung gegenüber Präsident Gustavo Petro, den er öffentlich als „Anführer des Drogenhandels“ bezeichnete und der keine wirksamen Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Drogenanbaus im Land ergriff. Im Zuge dieser Offensive beschloss Washington, sämtliche Wirtschaftshilfen für den Kampf gegen den Drogenhandel sofort einzustellen. Die Hilfszahlungen seien ein „langfristiger Betrug“, der bisher keine Ergebnisse gebracht habe. Gleichzeitig warnte der republikanische Präsident, seine Regierung plane die Einführung neuer Zölle auf kolumbianische Produkte, um Druck auszuüben und Änderungen in der Drogenpolitik zu erzwingen.
In diesem Zusammenhang stellen Hassetts Worte eine relevante Nuance im Diskurs der Trump-Administration dar. Der Berater wies darauf hin, dass es keine unmittelbaren Pläne für Zollmaßnahmen gebe. Dies deutet darauf hin, dass sich das Weiße Haus trotz der Drohungen lieber Optionen offen hält, bevor es Entscheidungen trifft, die den diplomatischen Konflikt weiter eskalieren könnten. Diese Haltung kann als Geste der Zurückhaltung interpretiert werden, als Zeichen dafür, dass die US-Regierung konkrete Reaktionen von Kolumbien erwartet, oder auch als Hinweis darauf, dass die wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen der Verhängung von Handelsbarrieren für einen strategischen Partner noch geprüft werden.
Für Kolumbien ist die Situation Warnung und Chance zugleich. Die Aussetzung der US-Hilfe droht die Fähigkeit des Staates zu schwächen, illegale Anbauflächen zu beseitigen und den Drogenhandel zu unterbinden. Gleichzeitig sorgt die Möglichkeit neuer Zölle für Unsicherheit bei Exporteuren und der Wirtschaft, insbesondere bei wichtigen Produkten wie Kaffee, Blumen und Öl. Dass jedoch keine konkreten Maßnahmen angekündigt wurden, lässt Raum für diplomatische Verhandlungen und politische Anpassungen, um eine weitere Verschlechterung der bilateralen Beziehungen zu verhindern.
Hassetts Botschaft deutet darauf hin, dass die Trump-Regierung den Druck aufrechterhält, aber die Tür für eine Verhandlungslösung nicht verschließt. Inmitten von Anschuldigungen, Drohungen und Hilfsaussetzungen scheinen die USA eine abwartende Haltung einzunehmen und Kolumbiens nächste Schritte abzuwägen, bevor sie drastischere Maßnahmen ergreifen. Diese vorübergehende Pause markiert einen entscheidenden Moment: Die Bedrohung bleibt latent, doch der Spielraum zur Vermeidung eines Handelskonflikts bleibt offen.
Dieser Konflikt wäre ein Präzedenzfall für die Wirtschaft des Landes, da die Vereinigten Staaten Kolumbiens wichtigster Handelspartner sind.
Betrachtet man die Zahlen, so beliefen sich die Exporte in die Vereinigten Staaten Ende letzten Jahres auf 14,335 Milliarden Dollar. Betrachtet man die Zahlen für das laufende Jahr, so beliefen sich die Verkäufe in dieses Land bis August auf 9,899 Milliarden Dollar.
Allein im August gingen die Exporte in die USA jedoch um 13,7 % zurück. Dieses Phänomen war auf mehrere Faktoren zurückzuführen, zum einen auf den Rückgang der ausländischen Ölverkäufe, die einen erheblichen Teil der Exporteinnahmen des Landes ausmachen.
Allein im August sanken die Rohölexporte um mehr als 32 Prozent. Analdex-Präsident Javier Molina warnte jedoch, dass die von Donald Trump im April eingeführten Zölle diese Zahl zusätzlich belasten würden.
Das bedeutet, dass eine neue Steuererhöhung der USA für Kolumbien die Exporteinnahmen des Landes erheblich beeinträchtigen würde. Laut historischen Berichten von DANE sind Kraftstoffe und Mineralöle die wichtigsten Exportgüter der USA. Ende 2024 erwirtschaftete diese Kategorie 5,749 Milliarden US-Dollar. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hat das Land allein durch den Verkauf von Kraftstoffen und Derivaten an die USA 3,466 Milliarden US-Dollar eingenommen.
Eleconomista