Der 14 Milliarden Dollar teure KI-Google-Killer

Ein neuer KI-Liebling sorgt im Silicon Valley für Furore. Er heißt Perplexity, und Berichten zufolge prüfen sowohl Meta als auch Apple bereits heimlich eine Übernahme. Nach einer Finanzierungsrunde im Mai wird das Startup mit sage und schreibe 14 Milliarden Dollar bewertet und gilt als revolutionäre Bedrohung für die Dominanz von Google Search.
Aber hier ist das Problem: Es fasst hauptsächlich nur Webergebnisse zusammen und sendet Ihnen Links.
Warum also die Aufregung?
Perplexity bezeichnet sich selbst als „Antwortmaschine“. Man stellt eine Frage, und die Anwendung nutzt umfangreiche Sprachmodelle, um eine verständliche Zusammenfassung inklusive Fußnoten auszuspucken. Im Prinzip ist es ChatGPT mit einer Bibliografie. Man könnte nach den besten Büchern über die Französische Revolution oder einer Analyse des Genius Act fragen. Innerhalb von Sekunden generiert die Anwendung einen Absatz mit Links zu Wikipedia, Nachrichtenportalen oder Reddit-Threads.
Das Angebot ist eine sauberere, werbefreie, chatbotgesteuerte Sucherfahrung. Kein SEO-Müll, kein Scrollen.
Kritiker sagen jedoch, es handele sich lediglich um eine aufgemotzte Hülle für die APIs von Google und OpenAI, mit minimaler proprietärer Technologie und viel Schnickschnack. Es sei schnell, sauber und elegant. Doch im Kern, so argumentieren sie, gehe es nur um eine Neuorganisation des Internets.
Die Besessenheit der großen Technologiekonzerne
Das hat dem Hype jedoch keinen Abbruch getan. Im Mai 2025 schloss das in San Francisco, Kalifornien, ansässige Unternehmen eine weitere Finanzierungsrunde über 500 Millionen US-Dollar ab und steigerte seine Bewertung damit auf 14 Milliarden US-Dollar – ein deutlicher Anstieg gegenüber der Bewertung von 9 Milliarden US-Dollar im Dezember 2024. Jeff Bezos, über den Jeff Bezos Family Fund, und Nvidia gehören zu den namhaften Geldgebern.
Und nun machen sich die Tech-Giganten auf den Weg. Laut Bloomberg hat Apple Gespräche über die Übernahme von Perplexity geführt. Auch Meta soll den Schritt erwogen haben, obwohl noch keine offiziellen Angebote bestätigt wurden.
Die Logik ist klar. Perplexity wächst rasant und wird zunehmend als „Google-Killer“ angesehen, insbesondere unter Tech-Influencern und X-Power-Usern. Der Traffic auf der Website ist in den letzten Monaten explodiert. Das Unternehmen bietet mittlerweile eine Chrome-Erweiterung, eine mobile App und eine Pro-Version an, die Nutzern Zugriff auf erstklassige KI-Modelle wie GPT-4 und Claude bietet.
Dennoch ist unklar, was genau Perplexity 14 Milliarden Dollar wert macht, abgesehen von der Tatsache, dass das Unternehmen auf der KI-Welle reitet.
Warum KI-Skeptiker die Augen verdrehen
Für KI-Skeptiker ist der Aufstieg von Perplexity ein weiteres Beispiel dafür, dass der Hype den Inhalt übertrifft. Die Website trainiert ihre Modelle nicht selbst. Sie baut keine neue Infrastruktur auf. Sie revolutioniert die Suche nicht. Sie bietet lediglich eine ausgefeilte Benutzeroberfläche, um Fragen zu stellen und KI-generierte Zusammenfassungen von öffentlichen Websites abzurufen.
Es gibt auch wachsende Bedenken hinsichtlich der Informationsbeschaffung von Perplexity. Mehrere Nachrichtenorganisationen, darunter die New York Times, Forbes und Wired, werfen dem Unternehmen vor, Inhalte ohne Genehmigung oder ordnungsgemäße Quellenangabe zu plagiieren und zu scrapen. Journalisten und Verleger warnen, dass diese Art der KI-gestützten Suche den Nachrichtenverkehr zu kannibalisieren droht und den Urhebern der Inhalte kaum etwas zurückgibt.
Am 20. Juni drohte die BBC als jüngstes Medium mit rechtlichen Schritten gegen Perplexity AI. Der Financial Times zufolge behauptet sie, das Unternehmen verwende BBC-Inhalte, um sein „Standard-KI-Modell“ zu trainieren.
Perplexity-CEO Aravind Srinivas verteidigte das Unternehmen als „Informationsaggregator“. Im Juli 2024 startete das Startup ein Umsatzbeteiligungsprogramm, um den Gegenwind zu bewältigen. „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir ein System aufbauen können, von dem das gesamte Internet profitiert“, sagte Srinivas damals.
Warum also der Goldrausch?
Ganz einfach: Suche ist Geld. Google verdiente im ersten Quartal 50,7 Milliarden Dollar mit Suchanzeigen, ein Plus von 9,8 % gegenüber dem Vorjahr. Wenn Perplexity auch nur einen kleinen Teil der Nutzer zum Wechsel bewegen und diese Erfahrung dann monetarisieren kann, wird es zu einer echten Bedrohung. Apple und Meta, die beide zunehmend vorsichtiger sind, sich auf Google zu verlassen, sehen Perplexity als Überholspur ins Rennen um die KI-Suche.
Doch es geht noch tiefer. Wer die nächste Suchoberfläche kontrolliert, kontrolliert den Nutzer. So wie Google Yahoo ersetzt hat, könnte Perplexity theoretisch Google ersetzen. Deshalb wollen die großen Technologiekonzerne mitmischen, auch wenn nicht ganz klar ist, was sie kaufen.
gizmodo