Coole Tante
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Ich finde es nicht besonders schön, aber für mich ist es okay: Bob Vylan tritt im Paradiso auf und versucht zu provozieren. Künstler. Meinungsfreiheit. Sie sollte erlaubt sein. Jeder vernünftige Mensch kann so eine Performance dort lassen, wo sie hingehört: im Paradiso. Es geht schief, wenn man versucht, mehr darin zu sehen, um der eigenen Relevanz willen.
Kritikerin Hester Carvalho lobte den Auftritt am Samstagabend im NRC und erwähnte nebenbei, dass der Sänger auch Yoga und Humor praktiziere, dass er, kurz gesagt, mehr als nur seine Botschaft sei, obwohl er in erster Linie wegen dieser Botschaft da sei. Und er engagierte sich publikumsorientiert. Das Publikum bekam, wofür es gekommen war: Rufe wie „Tod den IDF“ und noch mehr, da auch der ermordete Charlie Kirk verunglimpft werden musste. Paradiso war ein Ventil für den Unmut und ein angenehmer Abend für alle.
„Vier Bälle!“, sagte die Rezensentin. Ich habe nachgeschaut, aber mehr hat sie nicht in ihrer Trommel.
Fand sie das alles so schön? Oder waren die vier Bälle gar nicht für Bob Vylan bestimmt? Sie schenkte sich selbst vier Bälle, und das wusste sie schon, als sie sich auf ihr E-Bike schwang, um zum Paradiso zu radeln. Eine eher widerspenstige Auszeichnung, die nichts mit der Musik oder dem Konzert zu tun hatte. Liebevoll löste sie die Darbietung aus dem Kontext, hielt sie hoch und beklatschte sie wie einen schönen Stein, der von allen Seiten glänzt, wenn man ihn nur von der Seite betrachtet. Doch was sie eigentlich tat, war, ihre Relevanz zu aktualisieren.
Schau, wie ich die vorherrschende Strömung spüre.
Was hing da um den Hals des Sängers, der über die Bühne stampfte und seinen großen, verschwitzten Rücken bedeckte? Ein stures 62-jähriges Mädchen – früher ein Punk! – suchte Anschluss an die jüngste Generation von Unruhestiftern.
Sie ist die coole Tante, die immer noch auf Festivals geht und jedes Wort aufsaugt, das man ihr in den Höhlen von Paradiso ins Glas gießt, und die immer noch denkt, sie sei eine Querdenkerin.
In Wirklichkeit ist sie ein Flirt und so Mainstream wie eine Flasche Dreft.
Zwischen ihr und Künstlern wie Bob Vylan besteht keine Kluft, zwischen ihr und vielen NRC-Lesern jedoch schon, obwohl man das bei Paradiso natürlich nicht bemerkt.
Marcel van Roosmalen schreibt montags und donnerstags eine Kolumne.
nrc.nl