Was bedeutet es für uns, wenn der Iran die Straße von Hormus schließt?


Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat Bedenken hinsichtlich der Versorgung mit Öl und Flüssigerdgas (LNG) geweckt. Was passiert, wenn der Iran die Straße von Hormus blockiert, den Seeweg, durch den rund 20 Prozent der weltweiten Ölproduktion fließen? Sechs Fragen und Antworten.
Israel hat den Iran angegriffen und versucht, dessen Atomanlagen zu zerstören, weil es nicht will, dass der Iran eine Atomwaffe entwickelt. Dies führte zu Angriffen des Iran, und beide Länder greifen sich nun regelmäßig gegenseitig an . Es besteht die Befürchtung, dass sich der Konflikt ausweitet. Beispielsweise könnte der Iran versuchen, zu erreichen, dass weniger oder keine Schiffe mehr die Straße von Hormus passieren.
Die Reeder haben da sicherlich Angst. Frontline, das größte börsennotierte Unternehmen, das Tanker vermietet, lehnt bereits neue Verträge für Fahrten in den Persischen Golf ab, berichtet die Financial Times.

Am vergangenen Wochenende wurde bekannt, dass die Navigationssignale von mehr als neunhundert Schiffen in der Straße von Hormus und im Persischen Golf beeinträchtigt waren.
2. Warum ist die Straße von Hormus so wichtig?Am Persischen Golf gibt es viele Länder, die Öl und Flüssigerdgas (LNG) produzieren. Soll dieses beispielsweise nach Europa, in die USA oder nach Asien transportiert werden, erfolgt dies per Schiff, und die Fahrt durch die Straße von Hormus ist unumgänglich. Dies gilt für Öl und LNG aus Saudi-Arabien, Kuwait, Irak, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Öl aus Saudi-Arabien könne teilweise über eine Pipeline direkt durch das Land zum Roten Meer transportiert werden und dabei die Straße von Hormus umgehen, erklärt Lucia van Geuns, Energieexpertin am Den Haag Centre for Strategic Studies (HCSS). Saudisches Öl gehe jedoch hauptsächlich nach China und Indien, und wenn es über das Rote Meer führe, müsse man es umschiffen. Außerdem müsse man am Jemen vorbei, wo die Houthis regelmäßig Schiffe angreifen, sagt sie.
Öl aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kann teilweise über eine Pipeline in den Golf von Oman transportiert werden, wodurch die Straße von Hormus umgangen werden kann. Diese Pipeline reicht jedoch nicht für alle Ölexporte aus. Insgesamt passieren, wie erwähnt, etwa 20 Prozent des weltweit transportierten Öls die Straße von Hormus.

Darüber hinaus passiert eine große Menge Flüssigerdgas (LNG) diese Meerenge, etwa ein Drittel der weltweiten Produktion. Dabei handelt es sich hauptsächlich um LNG aus Katar, von wo auch die Niederlande Gas kaufen.
3. Kann der Iran es einfach schließen und ist das schon einmal passiert?Der Iran könne grundsätzlich Tanker mit Öl oder Flüssigerdgas mit kleinen Booten angreifen, erklärt Van Geuns. Die Straße von Hormus sei nur etwa 40 Kilometer breit. In der Vergangenheit sei es in der Straße von Hormus zwar zu Angriffen auf Schiffe gekommen, die Straße sei aber nie vollständig gesperrt worden, so Van Geuns.
Der Verkehr sei bereits zuvor ernsthaft beeinträchtigt worden, etwa zwischen 1980 und 1988, als sich der Irak und der Iran im Krieg befanden, sagt sie. „2011/12 drohte der Iran mit einer Schließung als Reaktion auf die internationalen Sanktionen gegen sein Atomprogramm.“
4. Was bedeutet eine (drohende) Schließung für den Ölpreis?Die geopolitischen Unruhen haben laut Van Geuns bereits Auswirkungen. Der Preis für ein Barrel Brent-Öl lag bei rund 64 Dollar und ist inzwischen auf rund 72 Euro gestiegen. Zeitweise lag er sogar bei 76 Dollar, was einer Risikoprämie von 8 bis 9 Dollar entspricht. Sollte die Straße von Hormus (teilweise) geschlossen werden, dürfte der Ölpreis enorm steigen, erwartet Van Geuns. Schließlich würden 20 Prozent der weltweiten täglichen Ölproduktion verloren gehen.

Bei einer relativ kurzen Schließung seien die Auswirkungen begrenzt, glaubt Van Geuns. Dauere sie jedoch Wochen oder gar Monate, sähe die Sache anders aus, sagt sie. Wie stark der Ölpreis steigen wird, lässt sich ihrer Meinung nach nur schwer vorhersagen. Analysten der Rabobank gehen davon aus, dass der Ölpreis dann auf 120 bis 150 Dollar steigen könnte.
5. Werden die USA eingreifen, wenn die Straße von Hormus geschlossen wird?Die USA sagen, sie würden Israel bei der Verteidigung unterstützen. Die Frage sei aber, was passiert, wenn Schiffe in der Straße von Hormus angegriffen werden, sagt Van Geuns. Die USA produzieren selbst viel Öl, aber das bedeute nicht, dass sie kein Öl mehr importieren, sagt sie. Die USA fördern hauptsächlich Leichtöl, Schweröl müssen sie importieren. Sollte die Straße von Hormus (teilweise) geschlossen werden und der Ölpreis steigen, würden die amerikanischen Verbraucher das sowieso merken, denn der Ölmarkt sei ein globaler Markt, sagt Van Geuns. Und US-Präsident Trump wolle einen niedrigen Ölpreis, das sei besser für die amerikanischen Verbraucher.
Die USA werden versuchen, die Wasserstraße offen zu halten, glaubt sie. „Der Iran überlegt es sich zweimal, bevor er etwas unternimmt, aber eine in die Enge getriebene Katze macht seltsame Sprünge. Aber Trump ist auch unberechenbar.“
Wir sind immer noch stark vom Öl abhängig, Personenkraftwagen können mit Strom fahren, aber für Flugzeuge, Lastwagen, Schiffe und die Kunststoffproduktion gibt es noch keine Alternativen, sagt Van Geuns.
Die Niederlande beziehen zwar auch Flüssigerdgas aus Katar, aber im vergangenen Jahr kamen zwei Drittel des importierten Flüssigerdgases aus den USA, sagt sie. Ein Teil davon wird in andere Länder transportiert. Wir beziehen Gas unter anderem auch aus Norwegen über eine Pipeline und produzieren selbst etwas Gas. Insgesamt stammen weniger als 15 Prozent des in den Niederlanden verbrauchten Erdgases aus Katar.
Auch die niederländischen Verbraucher leiden unter den teureren Öl- und Gaspreisen. Zunächst an der Zapfsäule, denn teureres Öl bedeute auch teureres Benzin, so Van Geuns.
RTL Nieuws