S&P bestätigte Polens Rating und den Ausblick.
- Warum hat S&P beschlossen, den Ratingausblick für Polen stabil zu halten?
- Welche Faktoren beeinflussen laut S&P die hohen Haushaltsdefizite in Polen?
- Welche Elemente der polnischen Wirtschaft betrachtet S&P als ihre größten Stärken?
- In welchen Situationen kann es zu einer Herabstufung oder Heraufstufung des Ratings polnischer Staatsanleihen kommen?
Polens langfristige Staatsanleihen erhalten von S&P weiterhin ein A-Rating mit stabilem Ausblick. Wie Moody's und Fitch wies auch S&P auf die sich verschlechternde Haushaltslage Polens hin, kam aber zu dem Schluss, dass die positiven Wirtschaftsaussichten dies unter anderem weiterhin ausgleichen.
Der stabile Ausblick spiegelt das Gleichgewicht zwischen Polens soliden mittelfristigen Wachstumsaussichten für die nächsten zwei Jahre und den Risiken einer erhöhten Anfälligkeit der Wirtschaft aufgrund des raschen Anstiegs der Staatsverschuldung wider.
S&P zum polnischen Fiskalausblick„Polens fiskalische Aussichten sind schwach“, räumt S&P ein. „Wir haben hohe Haushaltsdefizite: 5,2 % des BIP im Jahr 2023 und 6,5 % des BIP im Jahr 2024. Laut Schätzungen der Agentur wird das Defizit in diesem Jahr 6,9 % und im Jahr 2026 6,5 % des BIP erreichen. Dies liegt über den bisherigen Erwartungen der Agentur. Die Haushaltsdefizite sind trotz der deutlich verbesserten Wirtschaftslage vergleichbar mit denen während der Pandemie oder der globalen Finanzkrise. Auch in den Folgejahren 2027 und 2028 werden die Defizite mit 5,7 bis 5,8 % hoch bleiben.“
Die Nettoverschuldung des Staates steigt rasant an und wird laut Prognosen von S&P von 48 % des BIP im Jahr 2024 auf 67 % im Jahr 2028 ansteigen. „Dies spiegelt hohe Ausgaben für Verteidigung und Soziales sowie die Auswirkungen der Parlamentswahlen 2027 wider“, heißt es in dem Bericht, der auch auf die schwächere Entwicklung der Haushaltseinnahmen hinweist.
Es stimmt: Die größte Herausforderung für Polen ist der deutliche Anstieg der öffentlichen Ausgaben in den letzten Jahren. 2024 überstiegen diese 49 % des BIP und könnten dieses Jahr sogar 50 % erreichen. Der Ausgabenanstieg ist nicht nur auf höhere Verteidigungsausgaben zurückzuführen, sondern auch auf deutlich gestiegene Lohnkosten im öffentlichen Dienst, höhere Sozialausgaben (darunter die Anhebung der Rente für über 500-Jährige auf über 800-Jährige und die Erhöhung der Großmutterrente) sowie wachsende Ausgaben für das Rentensystem. „Zwar lässt sich das Haushaltsdefizit teilweise durch die Verteidigungsausgaben erklären, doch diese sind nicht der einzige Faktor für die erheblichen Defizite in der Staatskasse“, argumentiert Marcin Kujawski, Ökonom bei der BNP Paribas Bank Polska. Die steigenden Ausgaben gehen nicht mit steigenden Einnahmen einher, die sich bei etwa 43 % des BIP bewegen.
Wie zuvor Moody’s und Fitch hebt auch S&P das politische Umfeld hervor, das für eine Haushaltskonsolidierung und die Verbesserung des institutionellen Rahmens ungünstig ist. „Die politische Polarisierung und die anstehenden Wahlen im Jahr 2027 schränken die Wirksamkeit von Reformen und Haushaltskonsolidierung ein“, heißt es in dem Bericht. Weiterhin wird betont, dass Justizreformen ein kontroverses Thema bleiben werden.
S&P: Die polnische Wirtschaft ist eine StärkeNicht nur S&P, sondern auch andere bedeutende Ratingagenturen betonen, dass die Stärke der polnischen Wirtschaft in ihrem soliden Wachstum, aber auch in ihrer Diversifizierung, dem flexiblen Arbeitsmarkt, den gut ausgebildeten Arbeitskräften und dem breiten Zugang zu externer Finanzierung, einschließlich EU-Fördermitteln, liegt. Laut S&P-Prognosen wird das polnische BIP in diesem Jahr real um 3,3 Prozent und im Jahr 2026 um 3,2 Prozent wachsen. In den nächsten beiden Jahren wird ein nur geringfügig niedrigeres Wirtschaftswachstum von 2,9 bzw. 2,8 Prozent erwartet.
Die Ratingagentur betonte, dass Polen gemessen am BIP-Wachstum pro Kopf weiterhin die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft unter allen von ihr bewerteten Industrieländern ist. „Wir sehen dieses Wachstum weder als übermäßig fiskalisch noch als Ursache signifikanter makroökonomischer Ungleichgewichte. Das Leistungsbilanzdefizit ist moderat, die Inflation liegt im Zielbereich, und die Staatsverschuldung ist niedrig“, schrieb sie. S&P prognostiziert, dass sich die durchschnittliche jährliche Inflation in Polen in den kommenden Jahren bei etwa 2,8–3 % stabilisieren wird.
Die Agentur ist zudem der Ansicht, dass die polnische Wirtschaft trotz geopolitischer Risiken, die zu einem deutlichen Anstieg der Verteidigungsausgaben geführt haben, weiterhin immun gegen hybride Angriffe wie Drohneneinsätze ist. „Polens NATO-Mitgliedschaft macht eine direkte militärische Konfrontation unwahrscheinlich“, hieß es weiter.
Wann könnte Polens S&P-Rating sinken?Wie S&P in seinem Bericht erläutert, könnte Polens Rating herabgestuft werden, falls sich die mittelfristigen Wirtschaftswachstumsaussichten deutlich verschlechtern. „Dies könnte mit zunehmenden makroökonomischen Ungleichgewichten oder externen Schocks einhergehen, darunter unerwartete Folgen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine“, heißt es im Bericht. Eine Eskalation des Konflikts, die Polens Staatsfinanzen und Wirtschaftswachstum zusätzlich belasten könnte, würde ebenfalls ein Risiko für Polens Rating darstellen.
Polens Rating könnte verbessert werden, wenn die Haushaltsdefizite deutlich reduziert und die Staatsverschuldung gesenkt würden. Auch die Stärkung des institutionellen Rahmens wäre ein positives Signal.
S&P wird seine nächste Entscheidung über Polens Rating im nächsten Jahr treffen, voraussichtlich im Mai.
RP
