Früherer Trigema-Chef Wolfgang Grupp macht Suizid-Versuch öffentlich

Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp hat einen Suizidversuch öffentlich gemacht. „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. (...) Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden“, schrieb der 83-Jährige in einem Brief an seine ehemaligen Mitarbeiter, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.
In dem Brief beschreibt Grupp, dass er sich Gedanken darüber gemacht habe, „ob man überhaupt noch gebraucht wird.“
Grupp übernahm das damals hochverschuldete Textil- und Familienunternehmen 1969, baute nach und nach 43 Filialen auf und blieb dem Standort Deutschland treu, auch als andere Hersteller billig in Asien nähen ließen. Mit seinem Talent für markige Parolen wurde er zu einem häufig eingeladenen Talkshowgast.
Am 1. Januar 2024 übergab er die Firma aus dem schwäbischen Burladingebn an seine beiden Kinder, Wolfgang Grupp junior und Bonita Grupp. Trigema, 1200 Mitarbeiter, ist heute und einer der letzten Modemarken, die vollständig in Deutschland produzieren.

1969 übernahm Grupp die von seinem Großvater gegründete Firma Trigema in Burladingen. (Archivbild)
Quelle: Bernd Weißbrod/dpa
Die Familie spricht von einer Doppelspitze, doch die „Gesamtverantwortung“ trage Grupp junior, hieß es offiziell zur Übergabe. Er ist es, der mit seinem persönlichen Vermögen für die Firma haftet, so wie es schon sein Vater tat.
Er und seine Schwester haben nicht nur die Firma vererbt bekommen, sondern auch das Polter-Image des Vaters, mit dem sie ständig verglichen werden. Während der Senior mit seiner verbindlichen Art und seinen donnernden Sprüchen die Medien förmlich ansog, verdankt sein Sohn seine Instagram-Follower auch dem Namen seines Vaters. „Manchmal öffnet der Name Türen“, sagte er Anfang des Jahres gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Vor einem Jahr übernahm Wolfgang Grupp junior die Vorzeigemarke Trigema. Sein Vorgänger ist sein Vater – und zugleich der prominenteste Firmenpatriarch im Land. Wie viel vom alten Grupp steckt im jungen Grupp?
Der nun von Grupp veröffentlichte Brief liest sich stellenweise wie ein erneuter Abschied. Er wisse, dass er oft unbequem gewesen sei, „aber ich bin dankbar für das was ich erreichen und erleben durfte.“
An andere Menschen, die unter Depressionen leiden, appellierte Grupp: „Suchen Sie sich professionelle Hilfe und begeben Sie sich in Behandlung.“
Die Brüder Josef und Eugen Mayer gründeten 1919 die „Mechanische Trikotwarenfabrik“. In der zweiten Generation ging die Geschäftsleitung an den damaligen Schwiegersohn von Josef Mayer, Dr. jur. Franz Grupp. Dieser übergab 1969 an seinen Sohn, Wolfgang Grupp. Grupp entwickelte Trigema zu einem der größten deutschen Hersteller von Sport- und Freizeitkleidung. 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet der Online-Handel, weitere 40 Prozent kommen von den Trigema-Filialen und 20 Prozent bringen Geschäftskunden ein (z. B. Mitarbeiterkleidung für Firmen, Arztpraxen oder Vereine). Der Firmenname entstand aus dem Namen „Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer“.
Anfang vergangener Woche war bekanntgeworden, dass sich Grupp in einem Krankenhaus befindet. Trigema hatte den Gesundheitszustand von Grupp Senior nur einmal kurz nach Bekanntwerden des Klinikaufenthalts kommentiert. Es gehe ihm altersentsprechend gut, hieß es damals. Weitere Angaben hatte eine Sprecherin seitdem nicht gemacht und darauf verwiesen, dass man zu gegebener Zeit wieder kommunizieren werde.
Unabhängig von dem Unternehmen hatte die Polizei damals einen Einsatz in Burladingen bestätigt - dem Wohnort Grupps. Demnach wurde ein verletzter Mensch aus einer Privatwohnung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei wollte weiter keine Details nennen. Beamte seien vor Ort gewesen und hätten keine Fremdbeteiligung und keine Straftat festgestellt. Es gebe daher auch keinen Anlass für Ermittlungen.
Grupp selbst bedankte sich in dem Brief bei allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften. Er bedauere sehr, was geschehen sei und würde es gerne ungeschehen machen. „Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin.“
Haben Sie Suizidgedanken? Dann wenden Sie sich bitte an folgende Rufnummern: Telefonhotline (kostenfrei, 24 h), auch Auskunft über lokale Hilfsdienste: (0800) 111 0 111 (ev.) (0800) 111 0 222 (rk.) (0800) 111 0 333 (für Kinder / Jugendliche)
E-Mail unter www.telefonseelsorge.de
rnd