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Trumps nächster Hammer: Der überraschende Kupfer-Zoll trifft die US-Wirtschaft fast überall

Trumps nächster Hammer: Der überraschende Kupfer-Zoll trifft die US-Wirtschaft fast überall
Die USA sind neidisch: Blick auf eine Kupfermine in Panama.

Donald Trump kann immer noch überraschen. Als sich die Welt auf weitere Wochen des ermüdenden Ringens um Strafzölle einstellte, fand der US-Präsident einen frischen Pfeil im Köcher: einen überraschenden Zoll auf den Import von Kupfer, eines der wichtigsten Metalle in modernen Wertschöpfungsketten. Nahezu alles, was mit Strom zu tun hat, braucht Kupfer – vom Hochspannungsnetz bis zum Smartphone, von Verkabelungen im Datenzentrum bis zu Elektromotoren.

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Die USA werden einen Zoll auf Kupfer in Höhe von 50 Prozent erheben, wie Trump am Dienstag erklärte. Die Abgabe werde ab Ende Juli oder Anfang August gelten, stellte die Regierung anschliessend in Aussicht. Trump hat eine potenziell gefährliche Abhängigkeit der USA von Kupferimporten erkannt und möchte mit dem Zoll die heimische Förderung des Metalls steigern.

Die USA müssen die Hälfte ihres Kupfers importieren

Die Diagnose ist richtig, aber die Kur könnte sehr schädlich sein. Am Markt wurde zwar seit Monaten über eine Importabgabe spekuliert, denn Trump hatte im Februar eine Untersuchung zum Kupfermarkt angeordnet. Doch die Höhe von 50 Prozent hat alle Beobachter überrascht.

Trump erliess bereits Zölle auf Stahl und Aluminium im selben Ausmass, doch ist Kupfer aufgrund seiner breiten Anwendung entscheidend für die Industrieproduktion und auch elementar für die Baubranche. Der Zoll könnte zu einem Preisschub auf breiter Front führen.

Anders als die vieldiskutierten Seltenen Erden ist Kupfer kein besonders rares oder auch schwierig abzubauendes Metall. Es wird oftmals im Tagebau gewonnen. Die Minen sind riesig, die Eingriffe in die Natur erheblich. Das meiste Kupfer wird in Chile, in Kongo und in Peru abgebaut. Das abgebaute Erz muss raffiniert werden, um das Kupfer zu extrahieren. Die mit Abstand grössten Raffineriekapazitäten befinden sich allerdings in China.

Die USA müssen die Hälfte ihres Bedarfs an raffiniertem Kupfer importieren und tun dies laut dem Innenministerium zu 65 Prozent aus Chile, gefolgt mit grossem Abstand von Kanada und Peru. Allerdings verfügen sie noch über hohe eigene Reserven und könnten die Produktion steigern – zumindest in der Theorie.

Der Kupferpreis schiesst durch die Decke

Die Aussicht auf den Kupfer-Zoll liess die Börse am Dienstag verrücktspielen: Der Terminpreis an der Rohwarenbörse Comex in New York schoss um bis zu 13 Prozent in die Höhe und erreichte einen Rekordstand von 5,69 Dollar je Pfund.

Gleichzeitig ging der Kupferpreis an der Börse in London sogar leicht zurück. Seit dem Frühjahr hatte sich eine Schere zwischen den Handelsplätzen aufgetan, als sich Marktteilnehmer an den Gedanken eines möglichen US-Zolls gewöhnten. Der Preisaufschlag in New York kletterte am Dienstag auf beispiellose 25 Prozent.

Ähnliches war im Frühjahr auch beim Goldpreis zu beobachten. Ähnlich wie beim Edelmetall wurden grosse Mengen Kupfer in die USA gebracht, weil Händler von dem höheren lokalen Preis profitieren wollten. Jetzt könnte diese bereits im Land befindlichen Mengen den unmittelbaren Zollschock etwas dämpfen.

Gerade das abschreckende Ausmass des Preisaufschlags ist es, der Analysten mit etwas Hoffnung auf die Details zum Zoll warten lässt. Es gibt viele unterschiedliche Kupfervarianten. Möglicherweise wird die US-Regierung Ausnahmen definieren, um den Preisauftrieb zu dämpfen. Oder sie bestimmt einzelne Länder als verlässliche Lieferanten und erspart ihnen den Zoll.

US-Produzenten wollen mehr fördern – und dürfen nicht

Langfristig ist ein höherer Preis zwar ein Anreiz für Bergbaugesellschaften und Raffineriebetreiber, ihre Kapazitäten in den USA auszuweiten. Doch dafür gäbe es einfachere Wege: Unternehmen würden schon heute gerne mehr Kupfer fördern und verarbeiten, werden aber von politischem Widerstand, Gerichtsprozessen und Umweltauflagen gebremst.

So haben zum Beispiel die Bergbauriesen Rio Tinto und BHP in Arizona das Gemeinschaftsunternehmen Resolution Copper geformt, um eines der grössten Kupfervorkommen in Nordamerika auszubeuten. Resolution Copper wirbt damit, die Mine könnte einen Viertel des US-Bedarfs decken. Bereits wurden mehr als 2 Milliarden Dollar investiert. Doch ein Streit um die Rechte an Grundstücken blockiert das Projekt seit über einem Jahrzehnt.

Zahlreiche juristische und behördliche Barrieren behinderten in den USA die Steigerung der Produktion, schreiben die Experten der Bank of America. Diese Barrieren zu senken, das sei der Schlüssel zu einer grösseren einheimischen Förderung. Trump könnte sein Ziel also wirkungsvoller erreichen – allerdings ist dieser Weg mühsamer als ein per Unterschrift erlassener Zoll.

Allerdings mangelt es den USA auch an Kupferraffinerien – und die müssen rentabel sein. Gegenwärtig gibt es am Weltmarkt zu viel Raffineriekapazität. Die Scheideanstalten bezahlen die Minen, damit sie ihnen Erz liefern. Normal ist das Gegenteil.

Die Kupfer-Nachfrage übersteigt das Angebot

Angesichts der nötigen grossen Investitionen in Minen und Raffinerien gilt es als unwahrscheinlich, dass die USA in naher Zukunft eine Selbstversorgung erreichen können. Derweil dürfte der Bedarf an Kupfer grösser werden: Wegen der Energiewende und Investitionen in grüne Technologien, für die Modernisierung der Stromnetze, zum Bau von Datenzentren und für die Automatisierung von Fabriken.

Die Kupfer-Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren um 2 bis 4 Prozent jährlich wachsen, schätzt die Bank of America – das Angebot aber nur um 0,4 Prozent. Die UBS erwartet ab 2026 ein Versorgungsdefizit. Die globalen Kupfervorkommen sind zwar längst nicht erschöpft, aber ihre Qualität nimmt langsam ab: Es muss mehr Erz gefördert und verarbeitet werden, um dieselbe Menge an Kupfer zu erhalten.

nzz.ch

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