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Wer Strom doch noch billiger wird – auch ohne Stromsteuerabsenkung

Wer Strom doch noch billiger wird – auch ohne Stromsteuerabsenkung

Die heftig diskutierte Absenkung der Stromsteuer für Verbraucher ist erstmal vom Tisch. Zugleich könnten die Netzkosten in den nächsten Jahren massiv steigen. Wir erläutern, wie sich dies verhindern lässt und der Strom doch noch billiger werden kann.

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Sie machen inzwischen ein Drittel des Strompreises aus. Den Zahlen des Dachverbandes der Energiewirtschaft (BDEW) zufolge, müssen Privathaushalte derzeit im Schnitt für eine Kilowattstunde 39,6 Cent zahlen. Davon entfallen auf die reinen Gebühren für Netznutzung knapp 11 Cent. Hinzu kommen weitere kleinere Posten, was in der Summe 13,3 Cent ergibt. Zum Vergleich: 2015 waren es insgesamt nur 6,6 Cent gewesen.

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Vor allem der Ausbau der Erneuerbaren. Das Stromnetz war ursprünglich darauf ausgerichtet, dass elektrische Energie, die in wenigen großen Kraftwerken erzeugt wird, übers Land verteilt wird. Mit zunehmend mehr Solar-, Wind- und Biomassestrom wird die Erzeugung immer weiter dezentralisiert. Dafür müssen regionale Netze und auch die Stromautobahnen ausgebaut werden.

Die Dimensionen sind gigantisch. So geht die Denkfabrik Agora Energiewende in einer aktuellen Analyse von 560 Milliarden Euro bis 2045 aus. Ein Großteil müsse aber bereits in den nächsten 10 Jahren investiert werden. Eine von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie der Uni Mannheim rechnet mit insgesamt 440 Milliarden Euro bis 2037. Die hohen Summen kommen zustande, weil die Netzbetreiber ihre Investitionen massiv steigern müssen. Die Deutsche Energieagentur (Dena) hat hochgerechnet, dass allein die meist kommunalen Betreiber der regionalen Netze in den nächsten 20 Jahren ihre Aufwendungen um bis zu 123 Prozent steigern müssen - dabei wird allerdings auch der anstehende Um- und Ausbau der Wärme- und Gasnetze berücksichtigt.

Studie der Denkfabrik Agora Energiewende

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Die finanziellen Belastungen für den Ausbau werden Verbrauchern und Firmen aufgebürdet, wenn alles beim Alten bleibt. Die Agora-Experten haben hochgerechnet, dass die Netzkosten für die Verbraucher in den nächsten zehn Jahren in einem ungünstigen Fall um bis zu 30 Prozent steigen. Das wären dann statt der aktuellen rund 13 Cent mehr als 17 Cent pro Kilowattstunde. Die Autoren warnen indes vor derart steigenden Kosten, da höhere Strompreise negative Kettenreaktionen auslösen könnten: „Dieser Teufelskreis droht zu einer Hürde für den Umstieg auf E-Autos, Wärmepumpen oder andere strombasierte Technologien zu werden“, heißt es in der Studie der Denkfabrik.

Derzeit wird hinter den Kulissen heftig über die diverse Werkzeuge diskutiert. Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot ist ein neuer Investitionsfonds vorgesehen. Private Geldgeber sollen Kapital zur Verfügung stellen, das durch staatliche Garantien abgesichert wird. Die Verfasser der Mannheimer Studie benennen konkret den Vermögensverwalter Blackrock, für den Kanzler Merz einst arbeitete, oder die Fondsgesellschaft Union Investment. Zugleich machen die Ökonomen darauf aufmerksam, dass Beteiligungsgesellschaften oder Banken „hohe Renditen für ihren Kapitaleinsatz fordern“, was dann doch wieder zu höheren Strompreisen führe.

Die Dena bringt „strategisches staatliches Eigenkapital“ ins Spiel. Ähnlich argumentieren Tom Krebs und Patrick Kaczmarczyk von der Uni Mannheim. Die Idee: Bund und Länder nehmen zu niedrigen Zinsen Kredite auf und reichen das Geld weiter. Als Vehikel dafür sollen öffentliche Beteiligungsgesellschaften gegründet werden. Der Effekt: „Durch die Bereitstellung von öffentlichem Eigenkapital zu günstigen Konditionen können die Finanzierungskosten gesenkt und die Investitionsbedarfe langfristig gesichert werden“, so das Autoren-Duo. Weitere Vorteile seien, dass solche Transaktionen von der Schuldenbremse ausgenommen seien und das 500 Milliarden Euro starke Infrastruktur-Programm der Bundesregierung unangetastet bleibe.

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Die Agora-Experten halten dies für dringend nötig - um überhaupt erst einmal erkennen zu können, wo die Kosten im Netz tatsächlich anfallen, was selbst der Aufsichtsbehörde Bundesnetzagentur bislang nicht gelinge. Seien die Problempunkte lokalisiert, ließen sich die Kosten des Ausbaus wegen gesteigerter Effizienz erheblich drücken. Als weitere Elemente eines Agora-Maßnahmen-Pakets werden für neue Stromtrassen Freileitungen an Masten statt Erdkabel aufgeführt. Hinzukommen soll das besagte staatliche Eigenkapital.

Zudem brauche es dynamische Netzentgelte: Sie steigen, wenn die Leitungen stark beansprucht werden, was den Strombezug von Verbrauchsstellen - vom E-Auto bis zum Industriebetrieb - drosseln soll. Wodurch der Ausbau-Bedarf gedrückt wird. Durch all dies könnten letztlich Entgelte für Netznutzung „auf heutigem oder sogar niedrigerem Niveau stabilisiert werden“. Doch für den billigeren Strom braucht es zuallererst intelligente Stromzähler, die derzeit noch einen hohen Seltenheitswert haben.

rnd

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