Riot Games stolpert mit KI: Wild Rift-Promovideo löst Gegenreaktion aus

Riot Games pflegt seit seiner Gründung eine enge Beziehung zur Künstler-Community. Die Cinematics von League of Legends markierten nicht nur den Saisonstart, sondern dienten auch als kreativer Impuls für die Arcane-Reihe, einen der größten Animationshits der letzten Jahre. Sogar Wild Rift, die mobile Version des MOBA, startete mit einem Cinematic mit Jinx in der Hauptrolle, das bei den Fans großen Anklang fand.
Diese Synergie mit Künstlern spiegelt sich auch in Initiativen wie der Vergabe von Riot Points (RP) an Spieler wider, die Kunstwerke oder Fan-Art teilen. Riot entwickelt nicht nur Videospiele, sondern auch ein gemeinsames Ökosystem für visuelle Kreationen zwischen Entwicklern und der Community.
In den letzten Stunden wurde diese Beziehung jedoch nach der Veröffentlichung eines KI-generierten Werbevideos für Wild Rift in Frage gestellt. Obwohl der Clip zunächst als inoffizielle Kreation galt, wurde er vom offiziellen Account des Spiels auf der Social-Media-Plattform Weibo gepostet und später gelöscht.
Das Video zeigt eine Bildsequenz mit Charakteren wie Jinx, Seraphine, Ezreal, Aurora und Yasuo, allerdings mit schlechter künstlerischer Umsetzung und ohne erzählerische Kohärenz. Die visuellen Fehler sind auffällig und reichen von inkohärenten Waffentransformationen (wie Jinx' Raketenwerfer, der sich in einen Flammenwerfer verwandelt) bis hin zu unlogischem Verhalten wie Seraphines Tritten, die im direkten Widerspruch zu ihrem Spielstil stehen.
Alles deutet darauf hin, dass die Entscheidung für den Einsatz generativer KI finanzielle Gründe hatte. Tencent, die Muttergesellschaft von Riot Games, sah in dieser Produktion möglicherweise eine Möglichkeit, die Kosten im Vergleich zu den komplexen und teureren Prozessen der traditionellen Animation zu senken.
Aus buchhalterischer Sicht mögen die Zahlen die Entscheidung rechtfertigen. Doch was die öffentliche Wahrnehmung und den Markenaufbau angeht, war der Schritt ein Fehlschlag.
Der Einsatz künstlicher Intelligenz in Marketingkampagnen weckt weiterhin Misstrauen. Laut einer aktuellen CivicScience-Studie geben 36 % der Erwachsenen an, dass sie ein Produkt, das mithilfe von KI beworben wird, weniger wahrscheinlich kaufen würden. Diese Zahl ist seit Dezember um vier Prozentpunkte gestiegen.
Darüber hinaus glauben zwei von fünf Erwachsenen, dass der Einsatz dieser Tools in der Werbung ihr Image der Marke, die sie verwendet, verschlechtert.
Riot ist nicht das erste Unternehmen, das für den Einsatz künstlicher Intelligenz in Werbekampagnen in die Kritik gerät. Zu den jüngsten Fällen gehören:
- Square Enix fördert Foamstars durch KI-generierte Kunst.
- Activision startete eine fiktive Kampagne mit nicht existierenden Titeln wie Guitar Hero Mobile und Call of Duty: Zombie Defender.
Im Gegensatz zu anderen Unternehmen spielen Künstler bei Riot seit 15 Jahren eine zentrale Rolle in seiner Identität. Daher könnten die Auswirkungen dieser Entscheidung auf den Ruf des Unternehmens noch größer sein.
Der Fall Riot Games verdeutlicht ein wachsendes Dilemma für Kreativunternehmen: Kosteneinsparungen durch Technologie gehen auf Kosten einer authentischen Verbindung zur Community. In einem Umfeld, in dem Verbraucher zunehmend Wert auf künstlerische Integrität legen, kann der Einsatz von KI ohne Feingefühl oder klare Zielsetzung als Verrat an den Prinzipien angesehen werden, die zum Aufbau einer Marke beigetragen haben.
Die Herausforderung besteht nun darin, das Vertrauen zurückzugewinnen. Und das gelingt vielleicht nur, indem man die Künstler wieder in den Mittelpunkt stellt.
La Verdad Yucatán